Guten Tag,
gerne möchte ich auf den Artikel Seite 4 "Etwas zu verlieren haben die Eltern" reagieren
(Landbote vom 5.6.2015)
Das "Tabu", das Herr Glogger vermeintlich bricht, ist nur ein Tabu für Menschen ohne
Angehörige mit Beeinträchtigung. Wir anderen wissen, es ist ein Leben, das uns oft an den Rand unserer Kräfte bringt. Der "immer glückliche Behinderte" existiert nicht. Wir geben viel und nicht
immer kommt im gleichen Ausmass etwas zurück. Es ist schmerzlich zu sehen, dass unsere Angehörigen auch immer wieder ausgeschlossen werden. Nein, wir sind nicht immer zufrieden mit unserem
Schicksal.
Und trotzdem: genügt dies, um gesamthaft als Gesellschaft ein Signal zu setzen, dass ein
Leben mit Beeinträchtigung unerwünscht ist? Darf mein individuelles Leiden und das Leiden unserer Angehörigen die Ausrichtung unserer gesamten Gemeinschaft bestimmen?
Die Freiheit, mein Schicksal zu wählen, verdient höchsten Respekt. Diese muss jedoch begleitet werden von einer Offenheit, in der verschiedene Lebensformen willkommen geheissen werden. Unsere Pflicht als Gesellschaft ist es, beides zu ermöglichen.
Wenn wir am 14.6. ein "Ja" einlegen, gewinnen wir vielleicht als Eltern und als
Individuum. Als Gemeinschaft jedoch verlieren wir gewiss.
Mit freundlichen Grüssen
Tamara Pabst Hosali
(Mutter eines Kindes mit Trisomie21)
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