Einzigartiger Rhythmus

Ende derselben Woche, Freitagmorgen: die Zeit ist knapp und wir müssen uns beeilen, ich ändere deswegen unsere gewohnte Routine und dränge zur Eile. Ich merke, wie Rishi innerlich ins Stolpern gerät; er fängt zu weinen an.

 

Natürlich, überlege ich mir plötzlich. Rishi erlebt die Zeit ganz anders als ich. Nicht die Uhr strukturiert die Zeit, sondern die Abläufe. Geraten diese durcheinander, verschiebt sich der ganze Zeitrahmen ins Unverständliche. Vielleicht, so führt mich mein Gedanke weiter, ist der Unterschied zwischen uns zwei nicht nur oder nicht so sehr ein Unterschied in der Intelligenz, sondern auch und vor allem ein Unterschied im Zeitempfinden. Für Rishi pocht und entfaltet sich die Welt in seinem ganz eigenen Rhythmus. In diesem, ganz eigenen Rhythmus versteht er die Welt um sich herum. In uns, in mir pocht dieser Rhythmus des Lebens um mich herum schneller, deswegen verstehe ich schneller.

 

Dieser Gedanke gibt mir einen weiteren Schlüssel in die Hand im Zusammensein mit Rhishi. Verständnis ist nicht nur eine Frage der „Intelligenz“. Genauso ist es eine Frage des inneren Rhythmuses. Kann ich mich darauf einschwingen, geht Lernen, Lehren, Themen erarbeiten auf einmal viel leichter.

 

 

Nicht besser, nicht schlechter. Nicht mehr oder weniger wert.  
Nur ein anderer Rhythmus.
Es ist unser ganz persönlicher und einzigartiger Blick, der unsere Welt ins Leben ruft.

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